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Kreativität im Online-Training: Multibrush-VR-Kreativsession

Kreativität im Online-Training: Multibrush-VR-Kreativsession

Ich bin eine Visualisiererin. Alles was ich erfahre, bringe ich irgendwann, irgendwie in ein Bild, eine Grafik, ein MindMap oder sonst irgendetwas Grafisches. Und ich zeichne bzw. kritzle einfach gerne, und in meinen Trainings visualisiere ich so gut wie alles. Also habe ich natürlich auch im 3D Raum sofort nach Tools gesucht, mit denen ich zeichnen und kreativ sein kann. Vor allem das gemeinsame Zeichnen hat mich interessiert, weil ich das für Gruppensettings gerne nützen würde. Stelle Dir vor, Du kannst mit Deinem Team eine 3D Zeichnung erstellen zu jedem Thema, wie zum Beispiel: Stellt gemeinsam die Werte eures Unternehmens dar. Aber auch: Zeichnet gemeinsam euren perfekten (irgendwas)…. Ich sehe da ganz viel Potenzial. Torsten hat mir dann empfohlen Multibrush auszuprobieren. (Mehr zum Experimentiertrupp mit Ellena, Harald, Torsten und mir im Start-Beitrag unserer VR-Experimente.)

App-Lab und Beta-Phase

Multibrush ist (noch) keine offizielle Oculus-App. Das heißt, sie ist im App-Lab zu finden. Na gut, aber was ist das App-Lab? Hier können Apps gefunden werden, die noch nicht offiziell von Oculus getestet und „abgesegnet“ wurden. Das heißt aber nicht, dass es schlechte Apps sein müssen, sie sind meist einfach erst in der Testphase. Diese Apps können nicht über die Brille gefunden werden, sondern am PC im Oculus-Account und können dort „gekauft“ werden. Multibrush ist kostenlos und – wie schon erwähnt – in der Beta-Phase, und ich habe es natürlich gleich einmal ausprobiert. Zuerst einmal allein.

Kreativität pur - mit vieeeeeeeelen Möglichkeiten

Ich öffne einen Zeichen-Raum für mich und finde auf meiner linken Hand ein Display mit vielen, vielen Möglichkeiten zum Zeichnen im 3D-Raum. Zusätzlich findet man dort alle Einstellungen, wie dieser Raum, in dem ich mich befinde, ausschauen kann. Ich kann zum Beispiel unter Anderem im Weltall stehen und zeichnen, aber auch vor mir ein Podest aufstellen, auf dem ich dann mein Werk gestalten kann. Das Weltall ist zwar sehr cool, aber ich würde es nicht verwenden, weil Du da wirklich die ganze Zeit das Gefühl hast, keinen Boden unter den Füssen zu haben – wie im Weltall eben. Und für eine Gruppe ist diese Einstellung schon gar nicht geeignet, ich weiß ja nicht, ob jemand Höhenangst hat oder nicht. Und du willst ja nicht, dass jemand in den Raum kommt und gleich einmal auszuckt, weil er oder sie vor Höhenangst nicht mehr klar denken kann.

Immersion und immersive learning

Nein, ich übertreibe nicht damit! 3D wird nicht umsonst als „immersiv“ bezeichnet. Du BIST in der anderen Welt, auch wenn Dein Körper sehr real in dieser Welt sitzt oder steht. Das bewirkt, dass sehr gut und schnell gelernt werden kann, es gibt auch keine Ablenkung. Du bist in dieser 3D Welt Deiner Brille und kannst nicht so nebenbei aus dem Fenster schauen – wie Du das in einem Klassenzimmer oder Meetingraum machen würdest. Und es heißt auch, dass man achtsam sein muss, was man anderen an Erlebnissen zur Verfügung stellt. Flugerlebnisse, oder ein Raum hoch oben mit weitem Blick, sind eben nicht immer die beste Wahl, denn es gibt genügend Menschen, die mit Höhen nicht gut umgehen können – also kein Weltall.

Zeit für Kreativität

Kommen wir wieder zurück zu Multibrush und der Kreativität. Ich habe mich also in Multibrush nicht ins All gestellt, auch wenn ich keine Höhenangst habe. Ich will Boden unter meinen Füssen haben. Und ich habe angefangen, diese ganzen Funktionen auszutesten. Da ist ja wirklich so gut wie alles möglich, was man zeichnen kann. Abgesehen von jeder möglichen und unmöglichen Farbwahl, kann ich meine Hand umwandeln in verschiedene Pinselformen, ich kann mit Gouache oder Öl zeichnen, oder auch Kreide, Tusche, und weiß der Himmel was noch alles auswählen. Aber dann kommen noch so Funktionen dazu wie Blasen, flächig zeichnen, Sterne regnen lassen, Schneefall generieren, blinkende Lichter, Blätter, Blumen, … Um das alles wirklich kennen zu lernen und nutzen zu können braucht es Zeit. Viel Zeit! Gut, ich zeichne gerne, bin aber auch pragmatisch und ich muss zugeben, auch faul – so viel Zeit will ich dafür nicht aufwenden. Aber ich will Multibrush unbedingt mit mehreren User:innen gemeinsam ausprobieren, weil ich wissen will, ob es für Seminar-Szenarien geeignet ist, auch ohne allzu viel Zeit für das Kennen Lernen der Funktionen zu benötigen. Also lade ich meinen Experimentiertrupp dazu ein, Ellena, Harald und Torsten.

3D Welt streamen

Und diesmal mache ich es so, wie ich es als Seminarleiterin machen würde: ich muss ihnen zwar nicht sagen, wie sie zum App-Lab kommen und sie sich das Programm herunterladen können, denn sie kennen das, aber wir treffen uns vorher in Zoom und ich streame das, was ich mit meiner Brille in Multibrush mache. Ich zeige ihnen, wie sie Zugang zu diesen ganzen Funktionen bekommen und ein paar der Highlights, denn wenn jede:r dort alles selber erst ausprobieren muss, braucht es laaaange, bis wir gemeinsam etwas machen können. Und diese Zeit habe ich damit etwas abgekürzt.

Zugangsschwierigkeiten und Gottes Kurzbesuch

Und dann wechseln alle in Multibrush. Dachte ich. Nur so einfach war das dann wieder nicht, denn ich war in einem Raum, die anderen ganz woanders. Es war am Anfang nicht so klar, wie gemeinsame Räume betreten werden können. Erst nach einiger Zeit landeten wir dann alle gemeinsam in Ellenas Raum. Okay, ich habe es dann nach einigem "trial & error" verstanden: es wird einfach ein Raum erstellt, und der ist für alle sichtbar. Alle, damit ist wirklich jede:r gemeint, der gerade mit der Brille diese App nutzt. Ist irgendwie cool aber auch irgendwie spooky – denn mitten in unserer ersten Session war plötzlich jemand komplett Fremder im Raum, nur kurz, und das vor allem riesig groß. Das wirkte so, als ob uns Gott besucht hätte… Beim zweiten Durchlauf setzte ich die Einstellungen dann auf privat! Na ja, auch Gottes Besuch hätte ich gerne angekündigt 😉.

Vom 2D-Denken zum 3D-Handeln

Und dann legten wir los und zeichneten und zeichneten und zeichneten. Das erste Ergebnis war eine Blume – in 2D. Es hat wieder einmal etwas gebraucht, um aus diesem Denken auszusteigen und in 3D einzusteigen, aber dann wurde es echt cool. Schade ist nur, dass die Ergebnisse nur als Kurzvideo oder Foto bewahrt werden können, aber nicht als 3D Objekt. Es wäre extrem spannend, das gezeichnete 3D Objekt in einen anderen Raum, wie zum Beispiel in spatial.io oder Arthur für weitere Bearbeitung nutzen zu können.
Auf jeden Fall haben wir dann in einer zweiten Session – nachdem alle einmal alles ausprobieren konnten – uns eine einfache gemeinsame Aufgabe gestellt und einen Baum gemeinsam gestaltet. So einen Baum würde ich gerne in real live sehen! Ich stelle ihn mir gerade in meinem Garten vor 😉. Magisch!
Übrigens gibt’s in Multibrush nicht die üblichen Avatare. Die anderen sind „nur“ als Brille mit Namen und ihre Hände sind zu sehen. Das funktioniert in diesem Fall sehr gut, weil wir dadurch sehr eng nebeneinander arbeiten konnten, ohne das Gefühl zu haben in den persönlichen Raum einzudringen. Eine wirklich gute Lösung für dieses Tool, finde ich.

Unterm Strich

Es war dann letztendlich doch recht schnell möglich, zu einem sinnvollen gemeinsamen Ergebnis zu kommen – und es hat so viel Spaß gemacht! Ich kann mir schon vorstellen, ein Tool wie Multibrush für ein Seminar einzusetzen. Die Zugangsschwelle ist nicht unerheblich: es ist eine Occulus-App, also nur für diese Brille geeignet, es muss speziell installiert werden und der Zugang zum Multiuser-Modus ist anscheinend noch nicht ganz ausgereift, aber dann ist es einfach geil… (Sorry über die Wortwahl.) Okay, für mich war es echt inspirierend, doch auch meine Experimentierkolleg:innen, die nicht alle gerne zeichnen, hatten ihren Spaß dabei und konnten sich vorstellen, Multibrush auch für Seminare zu nutzen.
Und sogar wenn nicht jede:r Teilnehmende des Seminars mit Brille im VR-Raum sein kann und mitzeichnet, fällt mir zumindest schon einmal ein super-cooles Seminar-Szenario für Kommunikationstrainings ein. Ein bis drei Personen sind in Multibrush und werden über Zoom (oder welches Tool auch immer…) gestreamt, damit die Gruppe sehen kann, was sie tun. Die anderen Teilnehmenden leiten diese an, was und wie sie zeichnen sollen. Das kann mit verschiedenen Regeln und Handicaps gespielt werden und schult Kommunikation, Führungskompetenzen, und als Teambuilding kann es auch genutzt werden. In der Nachbesprechung entstehen sicher einige AHA Erlebnisse – und Spaß macht es auch. Infotainment und Gamification auf hohem Niveau aus meiner Sicht.


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