Online-Meetings auf hohem Niveau: Glue im Test
Coole Räume, vor allem die Insel der Klarheit mit Urlaubsfeeling pur, aber auch der Blick auf die Berge beim Brainstorming… Aber fangen wir wieder einmal beim Anfang an.
VR-Zugang - immer noch etwas kompliziert
Der Einstieg: na ja, bisher war jeder Einstieg verhältnismäßig kompliziert, warum soll das hier also anders sein... Auch hier brauche ich einen Account am PC, muss dann mit der VR-Brille
einsteigen, und dann die Brille mit dem Account am PC verbinden. Also insgesamt habe ich wieder ca. 1 Stunde gebraucht, um mich mit allem vertraut zu machen und die anderen dann einladen zu
können. Wichtig ist es hier, dass im Account die Sprachen eingestellt werden, mit denen die Post It‘s besprochen werden können. Es können insgesamt 5 Sprachen ausgewählt werden! Keine Sorge, das
kann man jederzeit auch später nachholen oder ändern, aber wenn du es nicht weißt, kannst Du die Post It’s nicht richtig besprechen.
Im Blogbeitrag Infotainment in Virtual Reality 3D Räumen - dem Start in die VR-Experimente -
habe ich es schon einmal erwähnt: niederschwellig sind diese ganzen Tools nicht gerade, und das ist nicht nur ein Thema von Glue. Ohne Englischkenntnisse und zumindest einem gewissen Grad an
Digitalisierung bräuchte ich für jeden einzelnen Handgriff jemanden, der mich leitet. Also ist das Onboarding für „Neue“ aufwendig und braucht viel Zeit. Und mit Barrierefreiheit habe ich mich in
diesem Zusammenhang auch noch nicht beschäftigt, bin da aber nicht sehr optimistisch im Moment. Dabei gibt es schon einige VR und AR Anwendungen, die Menschen mit besonderen Bedürfnissen als
Zielgruppe haben…
Virtuelle Räume mit Atmosphäre
Aber kehren wir wieder zu Glue zurück. Die Räume sind wirklich ansprechend, sie haben Atmosphäre. Dort halte ich mich gerne auf. Wie schon erwähnt, mein Favorit ist die Insel der Klarheit. Das ist ein kleinerer „Raum“ für Einzel- oder Gruppencoachings, Supervisionen, kleine Gruppen, oder als Entspannungsraum. Denn er ist wirklich eine kleine Insel im Meer. Ich hab‘ dort das Gefühl, dass ich auf Urlaub bin, oder an einem Luxusseminar am Meer teilnehme. So lasse ich mir das gefallen! Und auch die anderen Räume wirken professionell und die Umgebung ist ansprechend.
Avatare
Die Avatare sind zwar nicht stark individualisierbar, aber sie funktionieren gut. Vor allem die Mimik ist gut abgebildet und die Hände sind zu sehen. Ein Highlight für mich: man kann sich mit einer eigenen Funktion auch wirklich auf die Sessel hinsetzen, nicht nur hineinbeamen oder hineinstellen. Da haben Sessel endlich auch einen echten Nutzen im virtuellen Raum.
Sinnvolle und nicht so sinnvolle 3D Objekte
Das ist etwas, was ich mir schon ein paar Mal gedacht habe: es werden immer wieder Sessel und Tische in die virtuellen Räume gestellt, und dann sind sie aus meiner Sicht oft einfach im Weg. Ich
kann mich in den meisten VR-Plattformen in den Räumen eben nicht hinsetzen, sondern nur „hineinstellen“ (dann rage ich buchstäblich aus dem Sessel heraus, nicht sehr sinnvoll…) oder manchmal auch
obendrauf stellen. Das heißt sie stehen einfach im Weg herum. Leute, wir sind im 3D Raum, da brauchen wir keine Sessel (außer meinen drehbaren Bürostuhl, aber der ist real, nicht virtuell.) Wie
gesagt, in Glue ist das anders!
Aber wieder zurück zu Glue (Sorry, ich lasse mich zu leicht ablenken.) 3D Objekte können in Glue importiert werden und sind skalierbar (= größer und kleiner machen), auch Fotos und Videos kann man abspielen:
hochladen im Account am PC, mit der Funktion „präsentieren“ kommen sie auf dann auf die Videowand. Es ist auch möglich, direkt im VR-Raum im Netz zu recherchieren, allerdings sieht das nur die
Person, die das aktiv tut und es ist nicht möglich, das Ergebnis direkt zu präsentieren, schade. Das ist aber trotzdem sehr praktisch.
Entfernung = Lautstärkenminderung, wie im realen Leben, zusätzlich gibt es auch noch eigene Räume, in die niemand „hineinlauschen“ kann. Was leider wieder einmal nicht geht, ist die Verbindung
von 3D Objekten und das Einfärben der 3D Objekte, da war bisher Arthur weit voraus.
Unterm Strich
Es hat echten Spaß gemacht in Glue, wir haben uns wieder mit allem ausgetobt, was in den Räumen so möglich ist. Es
ist eine ansprechende Plattform mit professionellem Auftreten. Es gibt einige Raumvarianten zur Auswahl, von klein und fein bis groß und imposant, gut geeignet für diverse Business-Settings aber
auch Coaching, Therapie, Supervision, …. Inwieweit diese Räume individualisierbar sind, kann ich jetzt leider nicht sagen, da habe ich (noch) keine Erfahrung damit. Die Möglichkeiten zu
interagieren sind vielfältig, es gibt alles, was das Trainer:innen-Herz (und Leiter:innen-Herz) begehrt und üblicherweise zur Verfügung haben will. Du findest also das Äquivalent von Flipchart,
Pinwand & Co, kannst Präsentieren und Materialien miteinbringen, auch 3D Objekte und auch Kleingruppenräume nutzen. Es ist sogar ein eigener Scrum-Raum gestaltet…
Es gibt eine kostenlose Variante, damit sind 30 Minuten Sessions möglich, 10 Teammitglieder und 10 Räume. Ein bezahlter Account kostet 50 bzw. 60€/Monat/User:in. Damit kann ich dann Leute zu
meinen Seminaren oder Meetings einladen – diese brauchen dann aber einen (kostenlosen) Account. Glue ist definitiv
eine gangbare Variante für meine Seminare und Workshops – und vielleicht auch für Dich und das, was Du in VR gestalten willst.
Ellena vergleicht Glue und spatial.io für Coaches
Ellena ist meistens dabei bei den Experimentier-Sessions auf den Plattformen. Hier vergleicht sie Glue und spatial.io aus der Sicht des Coaches:
"Für meine Arbeit sind vor allem Kollaborationsumgebungen interessant. Die Kollaborationsumgebungen spatial.io und Glue finde ich persönlich optisch sehr ansprechend und sie bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten der klassischen Kollaboration, die auf Whiteboardnutzung, Integration von pdfs, Videos oder auch der Nutzung von 3D Objekten beruht. Glue ist optisch am ansprechendsten, ist jedoch kompliziert in der Integration von 3 D Elementen und auch von Videos und pdfs, die nur an bestimmten Stellen gezeigt werden können. Hier ist spatial.io einfacher. Jedoch fehlt beiden für die Arbeit als Coach eine wichtige Funktion, nämlich der Perspektivenwechsel. Beide Tools lassen keine Veränderung der Position im Sinne eines Blicks von oben zu. Da wäre RAUM die Plattform der Wahl. Den perfekten Raum für Coachings gibt es derzeit aus meiner Sicht noch nicht. Jede Plattform hat Vor- und Nachteile, die in der eigenen Arbeit abgewogen werden müssen."
Prof. Dr.in Ellena Werning ist Leadership-Trainerin, nach DBVC & IOBC zertifizierter Business-Coach, spezialisiert auf Veränderungs- und digitale Transformationsprozesse, zertifizierte VR-Trainerin. Sie ist als Professorin und Forschungsdirektorin für Digitalisierung & Sicherheit an der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld tätig. syscotrain.de
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