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Virtueller Eventraum Altspace im Test

Virtueller Eventraum Altspace im Test

Eigentlich war Altspace der erste virtuelle 3D Raum, den ich kennen gelernt habe – allerdings in 2D. Das war bei einem Online-Barcamp zum Thema „Digitalisierung in der Erwachsenenbildung“. Eine Teilgebende erzählte von der Gestaltung von Online-Unterrichtsstunden in Altspace . Das war mein erster Kontakt mit der virtuellen 3D Welt, auch wenn dort Brillen und 3D nicht das Thema waren, denn die standen nicht zur Verfügung.

Kurzer Ausflug zum Konferenz-Format "Barcamp"

Wer das Format des Barcamps nicht kennt: Es ist ein Konferenzformat, in dem die Teilnehmenden selbst die Inhalte beitragen. Sie können am Beginn der Konferenz Sessions anbieten, in denen sie etwas zum Thema beitragen, oder auch einfach eine Frage in die Runde werfen, die die Gruppe dann gemeinsam diskutieren kann. Teilnehmende können also auch immer Teilgebende sein, müssen sie aber nicht. Der Vorteil ist, dass dadurch die Inhalte der Konferenz immer sehr praxisrelevant sind und die Austauschqualität enorm hoch ist. Ich liebe Barcamps, habe selbst auch schon eines organisiert. Wer mehr dazu wissen will, kann gerne hier nachschauen.

Zurück zu Altspace

Aber gut, wieder zurück zu Altspace , und, na ja, jetzt bin ich ja mit Brille unterwegs und in 3D und dachte länger nicht mehr an Altspace . Doch irgendwann kam es mir wieder unter die Maus, sozusagen. Ah ja, das gabs ja auch noch, dachte ich. Könnte doch auch für Seminare geeignet sein, oder nicht? Der Zugang ist kostenlos, das ist auf jeden Fall schon einmal eine Schwelle weniger für viele. Die Plattform ist allerdings ein Microsoft-Produkt. Na gut, ich will es mir einfach einmal anschauen.


Gesagt, getan. Diesmal gehe ich allein auf Expedition, ohne Experimentiertrupp. Ich hole mir die App auf meine Brille und gestalte dann sofort meinen Avatar. Ich finde, ich schaue cool aus. Dort habe ich die Frisur, die ich in echt nie haben werde, mir aber immer schon wünschte. 😉. Und okay, etwas schlanker bin ich auch.

Eventkalender von Altspace

Und dann schaue ich mir die ersten Räume an. Es ist alles sehr bunt gestaltet und wirkt im ersten Moment ein bisschen kindlich auf mich, aber interessanterweise gefällt es mir auch. Und dann entdecke ich den Eventkalender: viele Events in Altspace , die jede:r besuchen kann. Und ein Event interessiert mich dann auch: Educators in VR. Passt doch gut zu mir, also die perfekte Gelegenheit mir einen Altspace Event anzuschauen.

Educators in VR - aus der ganzen Welt

Ich komme im virtuellen Raum an und sehe, dass da schon einige andere Leute da sind. Sie sind teilweise im ganzen virtuellen Raum verteilt und teilweise stehen sie in Gruppen zusammen. Also nähere ich mich einer der Gruppen. Sie stehen vor einem Plakat mir Fragen zu der Nützlichkeit von VR und diskutieren miteinander. Innerhalb kürzester Zeit bin ich in diese Diskussion verwickelt – in Englisch natürlich. Spannend, es ist wirklich so, als wären wir im selben Raum und reden über ein Fachthema mit lauter Expert:innen. Nicht alle sprechen perfekt Englisch. Auf Nachfrage ist zwar der überwiegende Teil der Menschen dort aus Amerika, aber ich treffe auch jemanden aus Spanien und jemanden aus Finnland und … wer weiß woher die anderen sind. Und alle sind auf die eine oder andere Art und Weise als Lehrende in virtuellen Räumen unterwegs oder wollen das zumindest einmal ausprobieren.

Fachsimpelei und virtuelle Gruppendynamik

Mit der Zeit wechsle ich von Gruppe zu Gruppe und damit auch von Plakat-Frage zu Plakat-Frage. Bei einer dieser Fragen geht es um 360-Grad Videos als Unterrichtsmaterial. Ich will gerade einen sichtlich sehr erfahrenen Teilnehmer fragen, wie er die Videos im Unterricht einsetzt, als ein neuer Teilnehmer dazu kommt und die Rede an sich reißt. Er fängt über Kameras zu fachsimpeln an. Nach 10 Minuten sind sie immer noch dabei und ich gebe WO und zur nächsten Gruppe. Warum soll es im virtuellen Raum anders sein als live? Es wird immer Leute geben, die sich kaum stoppen lassen. Gruppendynamik ist Gruppendynamik - egal ob live oder virtuell...

Virtuelle Raumgestaltung und Umgebung

Dafür treffe ich in der nächsten Gruppe den Initiator diese Eventraumes und er erzählt, wie er diesen Raum hier gestaltet hat. Der Raum besteht aus mehreren Bereichen, in denen jeweils Impulsplakate mit Fragen und Anregungen aufgestellt sind. Und dann gibt es noch eine Plattform, von der aus man eine wunderschöne Gebirgslandschaft sehen kann. Er hat diese Umgebung aus einem 3D Foto gestaltet, das er selbst gemacht hat in der Nähe seines Wohnortes in Amerika.
Ich schaue mir nachher die Umgebung von einer Plattform aus an und sie ist wirklich beeindruckend. Doch wir sehen sie nicht von dem Ort aus, wo dieses Plakat (und auch die anderen Impulsplakate) stehen, das finde ich im ersten Moment etwas schade. Doch er meinte, dass er mit der Zeit den Raum so umgestaltet hätte, weil die beeindruckende Gebirgslandschaft zu ablenkend war. Bei den Impulsfragen sollte nicht zu viel Ablenkung rundherum sein, damit die Menschen leichter ins Gespräch kommen. Das ist natürlich ein Argument und anscheinend ein Erfahrungswert von ihm in Educators in VR.

Ist Altspace für Seminare und Meetings geeignet?

Insgesamt war es eine spannende Stunde mit Expert:innengesprächen, die ich in Altspace verbracht habe. Ich war wirklich inspiriert. Und dann überlegte ich mir, ob ich dort ein Seminar gestalten könnte – und bemerkte, dass es kaum Interaktionstools gibt. Ich kann als Avatar mit allen Leuten dort reden, mich gut bewegen, es gibt coole, sehr farbenprächtige anpassbare Räume, aber ich kann nicht schreiben, habe kein Flipchart zur Verfügung, keine Post It’s. Ich wüsste jetzt auch nicht, wie ich als Teilnehmerin Unterlagen einbringen könnte. Als Gestalterin kann ich das schon, aber sehr viel Flexibilität habe ich nicht damit. Also ist insgesamt der Interaktionsspielraum eher gering. Schade.

Unterm Strich

Cool für Events und Austauschformate, aber zu wenige Funktionen für Online-Zusammenarbeit. Vorteile sind der kostenfreie Zugang (wobei mittlerweile einige Teile auch schon bezahlt werden müssen, habe ich gehört), und dass die Plattform in 3D und 2D gut nutzbar ist. Die Räume sind sehr gut anpassbar und jede:r kann sich den eigenen Event-Space erschaffen. Also, willst Du einen Expert:innenaustausch virtuell gestalten? Oder eine Online-Party machen? Dann ist Altspace sicher eine Option.

Nachtrag und ein Plädoyer für Altspace

Ich habe mich nicht weiter damit beschäftigt in Altspace selbst Räume zu erstellen, obwohl das sicher spannend wäre.  Ich habe nur 24 Studen am Tag... Ich habe dann allerdings im Zuge von Vorgesprächen zu einer Konferenz, bei der ich einen Part übernehmen sollte, mit der Organisatorin gesprochen und wir haben entdeckt, dass wir beide Fans von virtuellen 3D Räumen sind. Sie hat dann eine interessante Bemerkung zu Altspace gemacht. Sie sagte, dass sie sehr gerne in Altspace war, weil sie dort viele wirklich nette und massiv hilfreiche Menschen getroffen hätte. Sie hätten sich überraschend viel Zeit genommen und ihr ganz viel Informationen und hilfreiche Tipps gegeben, es hätten sich richtige Freundschaften entwickelt. Altspace war ihr Eintritt in die 3D Welt. Na, das spricht doch sehr dafür, öfter in Altspace vorbeizuschauen, oder?


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